Warum ein Defi zuhause Leben retten kann

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Er kündigt sich nicht immer vorher an und kann jeden überall und zu jeder Zeit treffen. Der plötzliche Herzstillstand ist immer noch die häufigste Todesursachen der westlichen Welt. Deshalb kann ein Defi zuhause Leben retten, denn: Leitet man umgehend lebenserhaltende Sofortmaßnahmen ein, erhöhen sich die Überlebenschancen des Patienten erheblich.

Aber Erste Hilfe ist wichtig, denn die ersten 5 Minuten nach einem Herzinfarkt oder Herzstillstand entscheiden über Leben und Tod. Ohne sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) überleben nur die wenigsten, da der Rettungsdienst so gut wie nie innerhalb von 5 Minuten da sein kann.

Kreislaufstillstand. Woran erkenne ich einen und was soll ich als Ersthelfer tun?

  • Wenn die betroffene Person keine Reaktion auf Ansprache und Anfassen (vorsichtiges Rütteln oder Zwicken an den Schultern) zeigt, ist die Person bewusstlos.
  • Person atmet offensichtlich nicht, oder man zweifelt, ob eine normale Atmung vorhanden ist.

Maßnahmen (laut DRK):

  • Notruf 112 veranlassen bzw. selbst durchführen, falls noch nicht geschehen
  • Ist ein AED-Gerät in der Nähe, selbst holen oder veranlassen Sie dies. Schließen Sie das Gerät an den Betroffenen an und folgen Sie den weiteren Sprachanweisungen. Wenn mehrere Helfer vor Ort sind, wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung so lange durchgeführt, bis das AED-Gerät einsatzbereit ist.
  • 30 x Druckmassage in der Frequenz von 100/Minute (Musik kann beim Rhythmus unterstützen)
  • 2 x Atemspende.
  • Herzdruckmassagen und Atemspenden im Wechsel so lange durchführen, bis der Rettungsdienst eintrifft und die Maßnahmen vor Ort übernimmt und fortführt oder der Betroffene wieder normal zu atmen beginnt.

Das DRK bietet auch eine App an: Download.

Welche Musik ist im Takt einer Herzdruckmassage?

Laut dem Radiosender „Jog.fm“ entsprechen diese 10 Songs den 100 bpm:

  1. Bee Jees: „Stayin’ Alive“
  2. Helene Fischer: „Atemlos“
  3. Lady Gaga: „Bad Romance“
  4. ACDC: „Highway to Hell“
  5. Karel Gott: „Biene-Maya-Titelsong“
  6. The Beatles: „Yellow Submarine“
  7. Bruno Mars: „Treasure“
  8. Beyoncé: „Crazy in Love“
  9. Lynrd Skynrd: „Sweet Home Alabama“
  10. ABBA: „Dancing Queen“

Wer gehört zur Risikogruppe für einen Herzinfarkt?

40.000 – 64.000 Menschen pro Jahr erleiden einen Herzstillstand, von denen ca. 10-20% überleben. In Jahr 2016 ließen sich 37,2% der Todesursachen auf Krankheiten des Kreislaufsystems zurückführen.

Wer glaubt, dass nur alte Menschen, vor allem Männer, einen Herzinfarkt erleiden können, irrt sich gewaltig. Es kann nämlich jeden treffen, unabhängig von Geschlecht und Alter, auch Sportler, die z. B. einen unerkannten Herzfehler haben. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an Fußballspieler, die plötzlich auf dem Spielfeld im Wahrsten Sinne des Wortes “tot umfallen”.

Besonders gefährlich ist der Glaube, dass Frauen keinen Herzinfarkt erleiden können. Das hat nämlich zur Folge, dass die Vorzeichen eines Herzinfarktes oft ignoriert werden und Maßnahmen nicht rechtzeitig eingeleitet werden. Die Statistik zeigt aber, dass Frauen genauso wie Männer von einen Herzinfarkt betroffen werden können, nur etwas seltener (44% der Fälle). Aber!

Nach einem Bericht des Spiegel zur Folge sterben Frauen aber wesentlich häufiger am Herzstillstand als Männer.

Der Grund dafür ist vermutlich der, dass man bei Frauen andere Leiden zuerst vermutet und deshalb nicht schnell und vor allem richtig reagiert.

Es gibt klare Risikofaktoren, die wahrscheinlich den meisten bekannt sind:

  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • erhöhtes Cholesterin (Blutfette)
  • erbliche Vorbelastung

Manch einer wird in der Liste das Übergewicht als Risikofaktor vermissen, doch das Übergewicht ist ja oft die Ursache für Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Bluttfettwerte.

Einer Studie zufolge ist das Durchschnittsalter eines Herzinfarktpatienten 57 Jahre, wenn auf ihn alle 5 Risikofaktoren zutreffen. Eine Patient ohne Risikofaktor hingegen ist durchschnittlich 72 Jahre alt. In mehr als 85% der Infarkt-Fälle lag aber mindestens ein Risikofaktor vor.

Wie wäre es jetzt mit einem Selbst-Test?

In welchem Alter steht das Herzinfarkt-Risiko fest?

Das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie (Cardiovascular Lifetime Risk Pooling Project) besagt, dass im Alter von 45 Jahren das Risiko für den Tod durch Herzinfarkt feststeht. Wenn man bis dahin keiner Risikogruppe angehört, dann – herzlichen Glückwunsch – ist die Wahrscheinlichkeit, an einem Infarkt zu sterben nur 1,4 %. (Quelle)

Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass man sich ungern mit Lebensgefahren auseinandersetzen möchte und verdrängt die Tatsache, dass man sterblich ist.

Aber überlegt mal: In einem Auto gibt es auch Airbags, im Flugzeug gibt es Rettungswesten, Sauerstoffmasken, im Zug Werkzeug, um im Brandfall die Scheiben einzuschlagen, und eine Notbremse. In jedem öffentlichen Gebäude gibt es Feuerlöscher und Feuermelder. Aber die viele Herzinfarkte passieren zu Hause. Und ausgerechnet da möchte man nichts als einen Verbandkasten und Notfallmedikamente haben?

Ein Defi zuhause entscheidet oft über Leben und Tod

Einer Studie der American Heart Association (AHA) und European Resuscitation Council (ERC) zufolge, kann ein plötzlicher Herzstillstand, der durch Kammerflimmern verursacht wird, nur durch einen Elektroschock gestoppt werden.

Dieser Schock muss allerdings möglichst sofort erfolgen.

Und hier kommt der AED (Automatischer externer Defibrillator, oder “Defi”) ins Spiel. Ein AED kann prüfen, ob ein Kammerflimmern vorliegt und, falls ja, einen Elektroschock abgeben. Leider erreicht man das nicht allein durch die Herz-Lungen-Wiederbelebung, daher entscheidet die Anwednung eines AEDs über Leben und Tod.

Die Überlebenschancen sinken mit jeder verstrichenen Minute ohne Defibrillation, wie die unten stehende Grafik zeigt. Pro verstrichene Minute ohne Schock sinken die Überlebenschancen um je 10%, da der Sauerstoffmangel im Gehirn einen immer größeren Schaden verursacht. Je früher der Schock, umso besser die Chancen, dass der Patient ein normales Leben weiterführen kann.

Bekommt der Patient innerhalb der ersten Minute einen Schock und wird begleitend reanimiert (HLW), liegen seine Überlebenschancen bei 90%. Allerdings kann wohl nur in einem Krankenhaus so schnell reagiert werden, da es ungefähr 2-3 Minuten dauern kann, bis man einen Defi einsatzbereit hat.

Quelle www.cardiacscience.com

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist aber unersetzlich und muss unbedingt zusätzlich durchgeführt werden, in wahrsten Sinne des Wortes: “bis der Arzt kommt” (ca. 8-10 Minuten, in Ballungsgebieten ca 6-8 Minuten).

Kann jeder Ungelernte einen AED bedienen?

Ja, das Gerät ist sogar dafür konzipiert, dass jeder Laie damit umgehen kann. Das Gerät erklärt und in kurzen Sätzen, was zu tun ist, und wiederholt so lange, bis die Anweisungen umgesetzt wurden.

Trotzdem noch Angst vor dem Gerät? Dann kann man im Testmodus für den Ernstfall üben.

An vielen öffentlichen Gebäuden und Plätzen stehen AEDs für den Notfall bereit und sind so gekennzeichnet.

Die AEDs sind so gebaut, dass man lediglich einen Start-Knopf betätigen und anschließend die Sprachanweisungen befolgen muss. Manche Geräte helfen auch bei der Einhaltung der lebensrettenden Sofortmaßnahme und dem Takt zur Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung.

Ohne Herz-Lungen-Wiederbelebung nutzt allerdings auch ein AED nichts. Daher sehen Experten die Gefahr, dass man sich als Ersthelfer zu sehr auf den AED verlässt, oder zu lange danach sucht, und die lebensnotwendigen HLW-Maßnamen vernachlässigt.

Tatsache ist, wenn ein AED zur Wiederbelebung benutzt wird, erhöht es die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten erheblich.

Wenn innerhalb von 3 Minuten sofortige HLW in Verbindung mit einem AED durchgeführt wird, überlebt der Patient mit einer Wahrscheinlichkeit von 74%. 

Wann ist ein Defi zuhause sinnvoll?

  • Wenn ein Herzleiden bekannt ist
  • Wenn man abgelegen lebt, z. B. in ländlichen Gegenden, oder außerhalb von Ballungszentren. Der Notarzt braucht gewöhnlich länger als 5 Minuten um einzutreffen.
  • Wenn man einer oder mehreren Risikogruppen angehört, 57 Jahre alt oder älter ist .

Ein AED im privaten Gebrauch bringt aber nur etwas, wenn jemand in der Umgebung helfen kann! Alleine kann man sich logischerweise nicht wiederbeleben.

Kann ein Defi zuhause auch bei Kindern unter 8 Jahren oder Personen unter 25 kg angewandt werden?

Bei vielen AEDs benötigt man einen anderen Akku für Kinder unter 8 Jahren oder Patienten leichter als 25 kg. Dieser kann i. d. R. beim Hersteller erworben werden. Das kann natürlich im Notfall ziemlich zeitraubend sein.

Beim Hersteller Zoll ist das allerdings anders. Hier müssen lediglich Pädiatrischen Elektroden verwendet werden.

Wie oft kann man einen AED verwenden?

Leider kann man einen AED nur einmal für den Ernstfall anwenden. Dann muss er in der Regel eingeschickt werden, um die Batterie austauschen zu lassen (ca. 150 €). Die Elektroden sind auch Verschleißteile und können auch beim Hersteller nachbestellt werden.

Welche AEDs sind empfehlenswert?

Wir haben auf Arbeit einen AED von Zoll, der von unserem 1. Hilfe Kursleiter als “sehr modern” beurteilt wurde. Ich habe schon mit verschiedenen AEDs in meiner Sanitätshelfer- oder Ersthelfer-Ausbildung geübt und finde die von Zoll sehr gut, intuitiv, die Stimme spricht laut und wiederholt das gesagte mehrfach, was in einem Notfall wichtig ist, da die Konzentration meistens sehr schwach ist.

Die Preisspanne bei AEDs ist recht groß, die Funktion ist aber bei allen ähnlich und sollten im Normalfall den lebensrettenden Schock ausführen. Der größte Unterschied ist lediglich die Bedienbarkeit, das Menü, die Extras und der Service der Geräte. Aber wer sich schon im Vorfeld mit seinem Gerät mal auseinandersetzt, ein paar Videos oder Anleitungen studiert, der kann im Notfall auch schneller und sicherer reagieren.

Falls ihr die Möglichkeit habt, dann meldet euch auf eurer Arbeit als betrieblichen Ersthelfer. Ihr erhaltet in regelmäßigen Abständen (ca. alle 2 Jahre) eine 1-2tägige Ersthelfer-Schulung und frischt jedes Mal wieder eure Kenntnisse im Bereich Erste Hilfe auf. Dazu gehört auch die Übung mit einem AED, die stabile Seitenlage und das Anlegen eines Druckverbandes.

Es gibt noch keine gesetzliche Verpflichtung für Arbeitgeber, einen AED bereitzustellen, aber immer mehr Betriebe folgen der Empfehlung

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