Wo und wie Wild-Camping in Norwegen mit Zelt?

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Wild-Camping mit Zelt in Norwegen ist für wahrscheinlich die günstigste und gleichzeitig abenteuerlichste Art, in Norwegen Urlaub zu machen. Aber beachte diese Regeln!

Norwegens Hauptstadt Oslo gehört zu den teuersten Städte der Welt. Dafür kann man aber theoretisch fast überall “kostenlos” übernachten. Wie das? Indem man außerhalb der Stadt und abseits der offiziellen Campingplätzen wild campt!

Eine Zugfahrt von nur 15 Minuten trennt die Stadt Oslo von der Natur, in der jeder sein Lager aufschlagen und übernachten kann. Geeignete Landschaften sind zum Beispiel der Wald Nordmarka

Flächenmäßig zählt Norwegen zu einem der größten Länder Europas. Was aber die Bevölkerungsdichte angeht, so ist das Land der Wikinger sehr dünn besiedelt

In Norwegen leben 14,5 Einwohner pro qm². Im Vergleich dazu wohnen in Deutschland stolze 232 Einwohner pro qm² und damit ungefähr 18x so viele Menschen auf einem Fleck.

Das erklärt wahrscheinlich auch, warum es in Deutschland generell verboten ist wild zu campen, während die Norweger es da recht locker sehen und ihren Bewohnern und Besuchern erlauben, überall zu wandern und fast überall kostenlos zu zelten. Natürlich sollte man sich umweltfreundlich verhalten und gewisse Regeln beachten.

Ansonsten gilt: Wer ein Leben im Einklang mit der Natur sucht, der wird in Norwegen glücklich werden.

Wo und wie Wild-Camping in Norwegen mit Zelt?
Photo by Knut Troim on Unsplash

Was ist erlaubt beim Wild-Camping in Norwegen? Was ist das “Jedermannsrecht” (Right to Roam)?

Das was in Deutschland grundsätzlich verboten ist, ist in Norwegen ein gesetzlich verankertes Recht. Die Erholung im Freien ist ein bedeutender Teil der Norwegischen Kultur, deswegen ist das Roaming-Recht zum Wandern und Verweilen in der Natur seit 1957 gesetzlich erlaubt. 

Das Roaming-Recht gilt für Wildcamper mit Zelt auf offene Landschaften, Wäldern und offenem Gelände, entlang von Flüssen, auf Seen, zwischen den Schären und in den Bergen, unabhängig davon, wem das Land gehört. 

Ausnahme:

Das Jedermannsrecht gilt nicht für Fahrzeuge wie Wohnmobile oder Wohnwagen. Diese dürfen nur auf offiziellen Campingplätzen stehen, oder nur am Straßenrand von unkultiviertem Land. 

Folgende Aktivitäten sind beim Wild-Camping in Norwegen in der Natur erlaubt:

Wandern

Wandern ist auf freiem Feld gestattet. Man kann entweder Wanderwegen, Privatstraßen und präparierten Wegen folgen oder sich, auf eigene Gefahr, auf nicht gekennzeichneten Wegen begeben. 

Im Winter darf man auch gefrorene oder schneebedeckte Felder und Wiesen überqueren. Ebenso kann man das ganze Jahr über Wege und Straßen benutzen, die durch eingezäuntes Gelände führen, solange man Abstand zu Bauernhöfen, Häusern und Hütten hält. 

Auf offenem Land (nicht eingezäuntes Gelände) kann man rasten und ausruhen, wo man möchte. Selbstverständlich sollte man sich von bewohnten Häusern und Hütten fernhalten und Rücksicht auf andere Wanderer nehmen. 

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Henningsvær, Norwegen - Photo by Daan Weijers on Unsplash

Wichtige Regeln für das Verhalten im offenen Gelände in Norwegen:

Wild-Camping in Norwegen mit Zelt

Auf offen zugänglichem Gelände im Flachland kann man auch ohne vorherige Genehmigung des Grundbesitzers bis zu 48 Stunden lang ein Zelt an einem Ort aufschlagen und über Nacht dort wild campen. 

Ausnahme: In den Bergen und in abgelegenen, dünn besiedelten Gebieten kann man länger als 48 Stunden campen. 

Achte immer darauf junge Bäume nicht zu beschädigen. Denke daran, dass du ohne Erlaubnis des Grundbesitzers nicht auf eingezäuntem Gelände campen darfst. 

Feuer machen beim Wild Camping in Norwegen

Man darf zwischen dem 15. April und dem 15. September ein Feuer im Freien zünden, allerdings nicht im oder in der Nähe (ca. 150 m) von Wäldern. Sehr wichtig ist es, keine Bäume zu beschädigen, wenn man Holz für Feuer einsammelt. Dafür sollte man alte, trockene Äste und Zweige verwenden und keine gesunden Äste an gesunden Bäumen absägen. 

Will man ein Lagerfeuer am Ufer errichten, sollte man es nicht direkt auf einem Felsen tun, da der Felsen sonst zersplittern kann.

Siehe auch hier.

Denke beim Wild-Campen im Freien daran:

Angeln

Das ganze Jahr über darf man vom Boot oder vom Ufer aus mit Angelrute und Angelschnur kostenlos Salzwasserarten fischen, wie zum Beispiel Lachs, Meerforelle und Seesaibling. Örtliche Vorschriften können jedoch Ausnahmen von dieser allgemeinen Regel enthalten und müssen beachtet werden. 

Während der Schutzperiode ist Seefischerei in einem Umkreis von 100 Metern um eine Flussmündung nicht gestattet. 

Wo und wie Wild-Camping in Norwegen mit Zelt?
Photo by Vidar Nordli-Mathisen on Unsplash

Angelschein

Um in Flüssen und Seen auf Lachs, Meerforelle und Seesaibling zu fischen, muss man einen Angelschein der Regierung und in der Regel auch eine Angelerlaubnis des Grundbesitzers erwerben.

Unter 16-Jährigen ist es nicht gestattet, Flusskrebse zu fangen oder in künstlichen Fischdämmen zu fischen.

Einige Seen und Flüsse sind möglicherweise von diesen Regeln ausgenommen. In diesem Fall sollten Schilder darauf hinweisen, dass der freie Fischfang nicht gilt. Bevor man mit dem Fischen beginnt, muss man sich mit den Fischereivorschriften vertraut machen.

Regeln beim Angeln im offenen Gelände:

Pflücken von Beeren, Pilze und Pflanzen beim Wild-Camping in Norwegen

Es ist erlaubt, im Freien Beeren, Pilze, Wildblumen und Wildkräuterwurzeln zu sammeln und mitzunehmen. Für die Ernte von Moltebeeren in den Landkreisen Nordland, Troms und Finnmark gelten besondere Regeln, in denen Landbesitzer oder Nutzer die Ernte untersagen können. Ein solches Verbot muss durch eindeutige Beschilderung, eine Zeitungsanzeige oder ein gleichwertiges Mittel mitgeteilt werden. 

Moltebeeren - Photo by Jørgen Håland on Unsplash

Sofern dies nicht ausdrücklich untersagt ist, können Moltebeeren frei gepflückt werden. Auch wenn ein Moltebeerfeld unter ein Verbot fällt, darf man Moltebeeren zum Eigenbedarf immer an Ort und Stelle pflücken. Auf dem Finnmark Estate kann jeder Moltebeeren für seinen persönlichen Gebrauch pflücken, aber Einwohner von Finnmark dürfen sie zum Verkauf anbieten. 

Besonders aufpassen muss man sein, wenn man andere Naturprodukte wie Steine, Mineralien, Torf, Moos und Flechten sammelt. Hier sollte man den Grundbesitzer um Erlaubnis fragen, bevor man Stechpalme, Noppen, Wurzeln oder Rinde einsammelt.

Regeln für das Pflücken im Freiland:

Zusammenfassung zum Roamingrecht beim Wild-Camping in Norwegen

Wer, wie und was darf man in Norwegen angeln?

Um in Binnengewässern zu fischen, benötigt man einen Angelschein des Grundbesitzers. Wenn man jünger als 16 Jahre ist, kann man zwischen dem 1. Januar und dem 20. August kostenlos fischen, es sei denn, es gibt Lachs, Meerforelle und Seesaibling. 

Darf ich in Norwegen jagen?

Für die Jagd benötigt man die Erlaubnis des Grundbesitzers, der die Jagdrechte besitzt. Man muss auch die Jagdakkreditierungsprüfung bestehen und einen Jagdschein erwerben. 

Was ist offenes Gelände bzw unkultiviertes Land?

Nicht kultiviertes Land oder offenes Land umfasst die meisten norwegischen Seen, Ufer, Sümpfe, Wälder und Berge und ist normalerweise nicht eingezäunt. Kleine unkultivierte Flächen innerhalb von Ackerland gelten nicht als offenes Land. 

Kulturland oder bebautes Land: Felder, Wiesen, Weiden, Gärten, Innenhöfe, Baugrundstücke und Gewerbeflächen. 

Zwischen dem 15. Oktober und dem 30. April hat man Zugang zu einigen Kulturflächen wie Feldern und Wiesen, wenn der Boden gefroren oder mit Schnee bedeckt ist. Grundsätzlich sollte man beachten, dass Ackerland eigentlich nicht eingezäunt werden muss. 

Schließe immer die Tore und respektiere das Vieh, egal ob du dich auf kultiviertem oder unkultiviertem Land befindest. 

Welche Regeln gelten für Hunde?

Hunde müssen zwischen dem 1. April und dem 20. August an der Leine geführt werden. 

Was muss ich beim Umgang mit dem Feuer beachten?

Zwischen dem 15. April und dem 15. September darf kein Feuer angezündet werden. Man  darf jedoch ein Lagerfeuer anzünden, sofern dies unter sicheren Bedingungen erfolgt und man sicherstellt, dass keine Gefahr der Brandausbreitung besteht. 

Leave no Trace / So muss du deinen Campingplatz hinterlassen

Stelle sicher, dass du deinen Picknickplatz oder Campingplatz sauber hinterlässt und nimm deinen Müll mit.

Was ist die beste Reisezeit für das Wild-Camping in Norwegen?

Der Winter ist zwar mild, im hohen Norden können es aber schon mal frostige -40°C werden. 

Die durchschnittlichen Temperaturen in der Region Lofoten liegen zwischen 13°C und 16°C zwischen Juni und August. 

Im Südwesten Norwegens ist es dank Meeresluft und Golfstrom recht mild, aber es regnet häufiger. 

Reise-Priorität: Keine Lust auf Touristenmassen

Die beste Reisezeit für Norwegen ist in der allgemeinen Nebensaison, also eher im Frühling (von Mai bis Juni) und im Herbst (von September bis Oktober). Das Wetter ist dann sehr angenehm und man meidet große Touristenströme. 

Die Hochsaison in Norwegen liegt zwischen Mitte Juni und August.

Reise-Priorität: Lieber warm und trocken

Wer keine Lust  auf Regen hat, der sollte lieber im Frühling oder Anfang Sommer dorthin reisen, am besten im Mai, denn der Monat ist mit durchschnittlich 9 Regentagen am trockensten und am zweitsonnigsten (durchschnittlich 7,1 Stunden pro Tag). Juni ist auch wunderbar, wenn auch etwas feuchter als der Mai (11 Regentage), dafür aber wärmer (durchschnittlich 13°C) als Mai (9°C im Schnitt) und noch sonniger (durchschnittliche Sonnenscheindauer: 7,4 Stunden pro Tag).

Richtig nass wird es den Monaten September (durchschnittlich 17 Regentage) und Oktober (durchschnittlich 18 Regentage), daher nur für die hart gesottenen Zelt-Camper. 

Fazit für optimale Reisezeit für Wild-Camping in Norwegen

Wer Touristenmassen meiden will und vorzugsweise trocken, mild und mit möglichst viel Sonnenscheindauer reist, um die Landschaft zu genießen, dann sind Mai und Juni die besten Reisemonate, um in Norwegen mit dem Zelt wild zu campen.

Die schönsten Orte zum Wild-Campen in Norwegen:

Sicherheitshinweise für das Wild-Camping in Norwegen

In der abgeschiedenen Wildnis fühlen sich nicht nur Menschen wohl, sondern auch Tiere. Solange man die Regeln beachtet, angemessen ausgerüstet ist und den Verstand eingeschaltet lässt, ist das Zelten in Norwegen relativ sicher und wunderschön. Trotzdem gibt es Tiere, denen man lieber mit Vorsicht – oder lieber gar nicht – begegnet.

Vor welchen Tieren muss ich mich in Acht nehmen?

Es gibt in Norwegen rund 50 Wölfe und auch rund 50 Braunbären, die aber kaum ein Tourist je zu Gesicht bekommen wird. Daher sind sie kaum eine echte Gefahr.

Wer trotzdem gerne wissen will, wie es sich bei der Begegnung mit Wölfen oder Bären verhalten soll, kann auch diesen Artikel lesen.

Es gibt zwar eine beachtliche Population an Polarbären (3000) auf der Insel Svalbard (Spitzbergen), die sich zwischen dem Norwegischen Festland und dem Nordpol befindet. Aber dahin verirrt man sich als Wild-Camper mit Zelt eher weniger, es sei denn, man ist in jeglicher Hinsicht lebensmüde.

In Norwegen gibt es giftige Schlangen, die für Wanderer und Wild-Camper beim Zelten tatsächlich gefährlich werden können. Bei der Giftschlange handelt es sich um die Europäische Adder (Vipera berus, Hoggorm) bzw. Kreuzotter, die ein charakteristisches V-förmiges Muster auf dem Rücken hat. Die Adder kommt in ganz Norwegen (und in Großteilen Europas) vor, mit Ausnahme der Arktis, aber ihr Biss ist selten lebensbedrohlich. Nur gruselig vielleicht (60-90cm lang, 180 g schwer). 

Besonders in den Sommermonaten wird man von Schwärmen der Schwarzen Fliege und Moskitos belästigt. Im Landesinneren auf der Höhe ab Bergen ist die Mückenplage besonders hoch, eben dort wo es viel regnet und feucht ist. Daher ist es ratsam, stets lange Kleidung zu tragen und das Zelt unbedingt immer geschlossen zu halten – zumindest das Moskitonetz. Natürlich darf ein wirksames Anti-Mückenspray nicht fehlen. Und wenn es schon zu spät ist, kann man den Stich auch mit einem elektronischen Stichheiler behandeln. Mittlerweile hat wahrscheinlich jeder Outdoor-Mensch so einen Stift, weil man auch bei uns allerhand nerviges Flugvieh hat (z. B. Bremsen), das einem gigantische Placken verursacht und die richtig gefährlich werden können.

Exkurs: Ein Bekannter hatte sich durch einen normalen Bienenstich eine Blutvergiftung (Sepsis) zugezogen. Zum Glück wurde diese aber schnell genug erkannt und behandelt werden. Zur Info: Eine Sepsis kann tödlich verlaufen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt (!) und behandelt werden kann.

Die Berg- und Küstenregionen und entlang der Fjorde sind recht mückenarm, da Mücken die stetige frische Brise nicht mögen. (Mücken können bei Wind nicht so gut fliegen…)

Wie bereitet man sich auf das Wetter für das Wildcampen in Norwegen vor?

Wer in die norwegischen Berge und Wildnis reist, muss sich gut informieren und vorbereiten, ganz egal zu welcher Jahreszeit man Norwegen bereist. Die Wetterbedingungen können hart sein und das Wetter kann jederzeit umschwenken.

Bevor man sich auf den Weg in die Berge macht, sollte man sein Fahrzeugt unbedingt voll tanken. Warme Kleidung, Schneeketten (besonders im Norden) und ausreichend Lebensmitteln sollten auch nicht fehlen. Sogar an einem heißen Tag kann sich das Wetter schlagartig ändern, dann braucht man plötzlich wasserdichte Kleidung und warme Schichten an sich. 

Achte auch auf örtliche Wetterwarnungen und prüfe das Wetter jeden Tag, am besten mehrmals. Lokale Hotels beraten gerne über die Wetterbedingungen. Sollte man merken, dass die mitgebrachte Ausrüstung unvollständig ist, kann man diese mieten. In Norwegen erwartet man, dass eine Person allein in der Wildnis zurechtkommen kann und man sich deshalb mit Bedacht vorbereiten muss.

Und was ist die größte Gefahr beim Zelten in Norwegen?

Eine, die man als Wildcamper und Abenteurer überall hat: Unterkühlung. Dagegen hilft nur eine gute Ausrüstung. Mehr Infos zu Gefahren beim Wildcampen findest du hier.

Wild-Camping in Norwegen

Vorteile

Nachteile

Fazit

Mit der richtigen Ausrüstung gegen Nässe, Kälte und Mücken kann Wild-Camping in Norwegen zum spannenden Abenteuer werden. Man erfährt in jeder Hinsicht, wie es ist, richtig frei zu sein. Diese Freiheit wird nur durch wenige nahezu selbstverständliche Regeln eingeschränkt – und deiner eigenen Ausrüstung. 

Klar ist Norwegen nicht Südspanien und das Wetter kann zur großen Herausforderung werden. Aber wer sich aber gut vorbereitet, ein passendes Zelt und Ausrüstung mitbringt der sollte keine großen Überraschungen erleben.

Richtig schlau wäre es, wenn man die Ausrüstung vorher in heimischen Gefilden mal testet, wie zum Beispiel auf (deutschen) Trekking-Plätzen oder auf normalen Campingplätzen.  

Die Norweger möchten ja, dass man das Recht wahrnimmt, frei zu wandern und wild zu campen, deshalb findet man überall im Land auch Wild-Camper-freundliche Einrichtungen und Touristen-Zentren. 

Auch landschaftlich hat das riesige Norwegen eine Menge zu bieten. Man kann wilde Tiere beobachten, sein Zelt unter Nordlichter aufschlagen, ungewöhnliche Wege wandern und Fotos machen, die so unwirklich schön aussehen wie eine Fotomontage. 

Kein Wunder also, dass Norwegen eines der beliebtesten Länder Europas unter den Wild-Campern ist.

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